Freitag, 20. Mai 2011

Morgenrot II


Ach, über das Thema „Morgenrot II“ zu schreiben, fällt mir wirklich schwer, und ich habe mich ja auch elendig lange davor gedrückt ... Aber nachdem ich gerade bei meinem Literatopia-Interview darüber erzählt habe, ist es wirklich einmal an der Zeit, dass ich mich der Sache auch hier stelle. Gut, Zähne zusammenbeißen und raus damit: leider wird „Morgenrot II“ später als geplant erscheinen. Einfach aus dem Grund, weil ich die Geschichte im Augenblick nicht fertigschreiben kann (Autorin sinkt mit der Stirn auf den Tisch und wimmert leise).

Nicht etwa weil das Schreiben von „Nachtglanz“ mich hat ausbluten lassen (und das hat es!) oder ich gar meinen Adam nicht mehr verfallen bin, sondern weil mir ein Hauptschauplatz weggebrochen ist. Die zweite Hälfte von „Morgenrot II“ sollte in Tokyo spielen, Handlung und Figuren waren darauf ausgerichtet. Im März wollte ich nach Japan reisen und recherchieren, doch die Reise fiel dann aus wegen der schrecklichen Ereignisse, mit denen dieses großartige Land zu kämpfen hat. Dadurch ist die Geschichte, so wie ich sie mir vorgestellt habe, einfach nicht mehr umsetzbar. Zum einen, weil es mir wichtig gewesen wäre, mir die Schauplätze selbst anzusehen und zu erleben. Zum anderen ist Tokyo nach den Katastrophen gewiss nicht länger die Stadt, die mich zu meinem Finale inspiriert hat. Ich kann ja nicht so tun, als wäre nichts passiert, und in einem Vampirroman darauf Bezug zu nehmen, fände ich unpassend.

Also werde ich „Morgenrot II“ ein Stück größtenteils neu erfinden müssen ... sobald ich mich von meiner ursprünglichen Idee verabschiedet habe, was mir sehr schwer fällt. Jedes Mal, wenn ich mich dem Thema nähern will, flüstert mir eine Stimme ins Ohr: „Willst du deinen Figuren wirklich nicht die Möglichkeit geben aufzutreten? Das ist ihr Tod“. Schlechtes Gewissen und Kreativität vertragen sich nicht besonders gut, und deshalb werde ich mich erst einmal auf den dritten Band der „Schattenschwingen“ stürzen. Danach sehe ich dann weiter ... *schnief*

Mittwoch, 4. Mai 2011

Das Gesicht einer Geschichte

Kaum etwas anderes in der schönen Welt der Bücher bringt die Gefühle ähnlich zum Kochen wie die Cover-, also die Umschlagsgestaltung für einen Roman: weil der Autor entweder vollkommen vernarrt oder schlichtweg entsetzt ist, während alle anderen um ihn herum sich komplett gegenteilig verhalten („alle hier im Haus LIEBEN dieses Cover - und Sie nicht?“). Oder – zumindest in den Autorenohren – verrückte Ansichten äußern. Was der eine „stark“ findet, kommt beim anderen „düster und irgendwie too much“ an, der eine sagt „Oh, wie süß!“, der andere „Kitsch“. Es gibt vermutlich keine aussichtslosere Diskussion als die ums Cover, jeder hat eine Meinung und die ist meist geschmäcklerisch gefärbt.
Glücklicherweise war ich meinen Covern bislang happy und die meisten von ihnen liebe ich sogar (bei jeder Lesung bleibe ich am Büchertisch hängen und möchte am Liebsten jedes einzelne von ihnen streicheln). Das Zauberwort, das mich glücklich gemacht hat, heißt „Autorenausstattung“, also dass die Schätzchen optisch einem bestimmten Autoren zugeordnet werden können. Ein Markenzeichen quasi. Macht sich außerdem schön im Regal!
Nun, zumindest galt das mit der Autorenausstattung bislang für meine Dämonen-Romane bei Heyne. Wer das Cover von dem im Herbst erscheinenden „Traumsplitter“ gesehen hat, wird sofort wissen, warum ich "bislang" schreibe (und sich im Zweifelsfall „Oh, da ist wohl was schiefgelaufen ... Coververwechslung?“ fragen). Und ich muss gestehen: ich liebe es. Zuerst fiel mir der Gedanke schwer, mit dem Stil zu brechen, den „Morgenrot“ 2008 vorgegeben hat. Aber nicht nur die Zeit schreitet voran und fordert Veränderung, sondern schlicht auch die Geschichte von „Traumsplitter“. Zweifelsohne ist der (offiziell) dritte Dämonen-Roman ein echter Dämonen-Roman, aber eben auch einen Ticken anderes. Das war schon damals klar, als ich 2006 – so lang ist das schon her ... verrückt – die Grundidee aufgeschrieben habe. Der Sommer-Roman, wie er lange Zeit hieß, sollte einen anderen Ton bekommen, ein Gegengewicht zu dem von Zerrissenheit geprägten „Morgenrot“ und dem düsteren „Wintermond“ darstellen – ein wenig, als wäre man trunken sollte er sein, verwirrend und mitreißend, eben ein Sommernachtsmärchen.
Als ich dann das Cover sah, war ich sofort verliebt. Wegen der Illustration und der Idee mit der Spiegelfolie – keine Frage. Aber vor allem weil es ein „erzählendes“ Cover ist. Dieses verspielte Motiv passt nur auf meinen „Traumsplitter“, ganz anders als die Frauengesichter, denn er enthält Motive des Romans. Das fasziniert mich, ich muss es mir immer wieder anschauen und staunen, dass die Illustratorin tatsächlich meine Geschichte in eine Miniatur umgesetzt hat. Zwar in shocking pink, aber selbst das lasse ich ihr durchgehen.
         Ein Traum von einem Cover. Ich Glückskind ... ;-)