Der Norden Deutschlands steht für Weite:
glattgestrichenes Land bis zum Meer Und selbst wenn man an der Küste angelangt
ist, muss man erst einmal breite Sandstrände und das Watt überwinden, um ans
Wasser zu gelangen. Genau diese Weite ist es, die mich am Norden so sehr
fasziniert, dass sie der Boden ist, auf dem mein neuer Roman „Das Geheimnis des
Walfischknochens“ baut.
St. Peter Ordings Traumstrand |
Wenigstens ist der Wettergott gnädig und
lässt nach Monaten des Dauerschneefalls und einer festbetonierten grauen Wand
vorm Himmelszelt die Sonne scheinen, als ich endlich beim verabredeten Hotel
ankomme. Da fällt es mir nicht schwer, gut gelaunt zu lächeln, obwohl mir
dieser Termin – ehrlich gesagt – ziemlich schwer im Magen liegt. Dass bedingt nicht allein die Aufregung, die eigene Geschichte, mit der man viele Monate
gerungen und gelebt hat, nun plötzlich in Bilder verwandelt zu sehen. Nein, es
ist vielmehr die Tatsache, dass ich Kameras nur mag, wenn ich hinter ihnen
stehe. Glücklicherweise bringt mich die sensationelle Aussicht des
Hotelzimmers, in dem das Interview gedreht werden soll, prompt auf andere
Gedanken: kilometerweit erstrecken sich die Salzwiesen St. Peters bis zum Strand, hinter dem
sich ein Streifen Blau abzeichnet. Blau wie die Hoffnung, rede ich mir Mut zu.
Christiane wirkt ihre Magie |
Unterdessen läuft die Zeit, denn bis zum
Mittag müssen wir mit den Innenaufnahmen fertig sein. Während ich dem
Farbrausch fröne und Christiane Löcher in den Bauch frage, bauen Andreas
Pavelic und Anita Curic von bürosüd die Kamera auf. Als ich mich vor diesem
wuchtigen Apparat wiederfinde, ist meine soeben erworbene Selbstsicherheit erst
einmal dahin, bis Christiane mir ein paar Gesichtslockerungsübungen vorführt.
Die kann ich zwar nicht nachmachen – oder können Sie die Lippen zu einem
Pferdwiehern schlabbern lassen? Nun, ich kann das nicht – aber das Lachen hilft
auch beim Lockermachen. Und noch mehr, dass sich die beiden Ladies neben der Kamera
postieren und aufmunternd lächeln. Also lächle ich zurück und erzähle vom
„Geheimnis des Walfischknochens“.
Seewind - ein Fotografenschreck |
Dieses Spiel setzen wir am Nachmittag im beeindruckenden Dünengürtel ein wenig außerhalb fort, während der Wind an Schärfe gewinnt und einem Sand in die Augen treibt. Aber das kümmert mich mittlerweile nicht mehr, Andreas hat mich angesteckt mit seiner Schwärmerei vom sagenhaften Nachmittagslicht an der Nordsee, auch wenn wir mit den langen Schatten kämpfen, die wir werfen.
Das berühmt-berüchtigte Nachmittagslicht |
Letztendlich komme ich trotz aller
Motivation zu der Erkenntnis, dass die Arbeit eines Fotomodels wirklich harte
Arbeit ist, egal wie spannend die Umgebung und Ideen der Leute im Team sind.
Fotomodel Tanja sehnt sich plötzlich nur noch nach Wärme und einem heißen
Kakao, dem besten Mittel gegen Nordwind. Dann taucht endlich die Ablösung auf:
an der Wasserkante läuft ein Hund entlang. Möglichweise der alte Pirat aus dem
„Walfischknochen“? Andreas und Anita beschließen, dass dieser Hund unbedingt
gefilmt werden muss und entlassen Christiane und mich mit einem begeisterten Blitzen
in den Augen, mit den Gedanken schon bei dem nächsten lohnenden Motiv. Wir
beiden Mädels nutzen die Chance und spazieren zurück durch die Dünen, darüber
plaudernd, dass wir unbedingt hierher zurückkommen wollen – zu den Salzwiesen
und breiten Sandstränden von St. Peter Ording. Allerdings erst im Sommer, wenn die Sonne nicht bloß
scheint, sondern auch wärmt ...
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