Donnerstag, 3. November 2011

Interview mit Annina Braunmiller

Ich hatte es ja schon vor längerer Zeit angekündigt, heute ist es endlich soweit: Mein Interview mit Annina Braunmiller, die u.a. die Stimme des „Traumsplitter“-Hörbuchs ist. Here we go!


Hallo Annina, schön, dass ich Dir ein paar Löcher in den Bauch fragen darf, darauf habe ich mich sehr gefreut. Magst Du Dich zuerst aber erst einmal kurz vorstellen?


Aber gern – mein Name ist Annina Braunmiller und ich habe das unwahrscheinliche Glück von meinem Traumberuf leben zu können! Ich arbeite als Synchronsprecherin für diverse Filme und Serien und manchmal habe ich auch noch die Gelegenheit selbst auf der Bühne zu stehen (nicht mehr sehr oft, aber das liegt daran, dass ich als Sprecherin so viel zu tun habe – und da mich das sehr glücklich macht, ist das gar nicht schlimm!). Außerdem spreche ich voice-over für verschiedene Formate und darf immer wieder mal ein Hörbuch einlesen, was ich besonders gern mache!



Wie sah denn Dein Weg zu diesem spannenden und auch außergewöhnlichen Beruf aus?

Wie so viele Kinder wollte auch ich schon immer Schauspielerin werden. Und wie so viele Eltern, fanden auch die meinen, dass das eine sehr brotlose Kunst sei, von der zu leben fast unmöglich ist. Aber ich wollte diesen Traum nicht ganz aufgeben und habe mich deshalb mit 18 Jahren an meiner Wunsch-Schule, der Stage School in Hamburg beworben. Und zur allgemeinen Überraschung haben die mich dort tatsächlich angenommen! Darauf folgte eine dreijährige Musicalausbildung an deren Ende ich die glanzvolle Berufsbezeichnung „staatlich anerkannte Bühnendarstellerin für Gesang, Tanz und Schauspiel“ erlangen konnte.
Nach der Ausbildung hat mich das Heimweh zurück nach Bayern geführt, wo ich erst ein paar Schauspieljobs hatte und unter anderem für das ZDF-Showballett tanzte, sowie mit einer Musicalgala auf kleiner Tour war. Nebenbei begann ich mit dem Synchronsprechen, wo ich recht schnell Fuß fassen konnte, so dass sich immer mehr herauskristallisierte, dass die Sprecherei genau „mein Ding“ ist. Nach ein paar Monaten bekam ich dann meine erste Hauptrolle in einem Disney-Film und nur wenig später hatte ich das große Glück den ersten Twilight-Trailer synchronisieren zu dürfen. Von da an ging es stetig aufwärts – nach dem großen Erfolg des ersten Filmes sprach mich der Hörbuch Hamburg Verlag an, ob ich Lust hätte, den ersten Twilight-Band als ungekürztes Hörbuch einzulesen. Und ob ich Lust hatte! Phantastischerweise kamen danach noch einige weitere Hörbuch-Aufträge, so dass ich auch in dieser Branche etwas Fuß fassen konnte. Und zack, waren vier Jahre rum.


Du arbeitest auch als Schauspielerin. Inwiefern profitieren Deine beiden Jobs voneinander?

Sehr! Bei der Sprecherei ist es von großem Vorteil, wenn man einen Schauspielhintergrund hat, da man sich so leichter in die jeweilige Rolle hineinversetzen kann. Man hat gelernt, die Stimme als „Werkzeug“ zu benutzen und richtig einzusetzen. Und Spielfreude ist eine Grundvoraussetzung für die Sprecherei. Gerade bei Hörbüchern ist man ja ganz auf sich allein gestellt und muss die unterschiedlichsten Figuren zum Leben erwecken. Da sitzt man vor dem Mikrofon und spielt die Situationen richtig!
Andersrum profitiere ich auch beim Spielen davon, dass ich meine Stimme jetzt bewusster wahrnehme/einsetze, da man so Emotionen noch verstärken und besser rüber bringen kann!


Wie bereitest Du Dich auf eine Sprecherrolle vor?

Das ist ganz unterschiedlich.
Beim Synchron weiß man oft vorher nicht, was man gleich im Studio aufnehmen wird. Da bereitet einen dann der Regisseur vor, in dem er dem Sprecher seine Rolle/die Hintergründe genau erklärt. Bei einer großen Rolle ist es ein bisschen anders, da sieht man sich meistens vorab den jeweiligen Film an, so dass man weiß, was einen erwartet.
Bei voice-over/Werbung erfährt man ebenfalls erst im Studio, was man heute spricht und muss sich dann auf die jeweilige Situation einstellen (Werbung für Knetmasse klingt logischerweise ganz anders, als Werbung für einen IT-Konzern).
Bei Hörbüchern ist die Vorbereitung wesentlich umfangreicher – da bekommt man den Text vorab und kann sich gezielt vorbereiten; aber auch da arbeitet jeder anders. Bei mir sieht das so aus, dass ich das jeweilige Buch erst ungekürzt lese (die meisten Hörbuchproduktionen sind gekürzte Lesungen) um die Handlung und die Charaktere bestmöglichst zu verstehen. Wenn ich dann den Text vom Verlag bekomme, beginnt der bunte Teil meiner Arbeit – dann arbeite ich das Manuskript durch und leuchte die komplette direkte Rede in unterschiedlichen Farben; jede Hauptfigur erhält ihren eigenen Leuchtstift (bei „Traumsplitter“ war das z.B. Gelb für Ella, Türkis für Gabriel, Rot für Bernadette…) wobei ich versuche eine passende Farbe zum jeweiligen Charakter auszuwählen. So weiß ich beim einlesen sofort, welche Figur gerade spricht und kann mich stimmlich anpassen…


Ist es für Deine Arbeit wichtig, dass der Text Dich überzeugt?

Sagen wir mal, es hilft… Aber im Idealfall hört man hinterher nicht, was ich persönlich von dem jeweiligen Werk halte, schließlich versuche ich ja professionell zu arbeiten. Doch natürlich macht es mehr Spaß eine Rolle zu sprechen/ein Buch einzulesen, dass mir persönlich etwas bedeutet!!


Gab es schon einmal eine Synchro-Situation, die so gar nicht hinhaute?

Natürlich klappt nicht immer alles reibungslos. Sei es, dass man sich einer Figur anpassen muss, die einem nicht so liegt (gerade beim Synchron gibt es Schauspieler, die einen ähnlichen Rhythmus haben, wie man selbst und solche, die komplett anders reden, wo es dann viel schwieriger wird, dass Synchron hinzukriegen). Ich musste z.B. mal für eine Zeichentrickserie ein Baby synchronisieren; da guckt man im Studio dann schon mal kurz blöd aus der Wäsche – aber auch das geht irgendwie.
Oder aber die äußeren Umstände meinen es nicht gut mit einem…bei der Synchronisation des Filmes „Eclipse – Bis(s) zum Abendrot“ habe ich z.B. am ersten Aufnahmetag fürchterlichen Heuschnupfen gehabt! Es ist nicht ganz leicht, romantische Gefühle aufkommen zu lassen, wenn mein Kollege Johannes Raspe (die Stimme von Edward) ein „Heirate mich, Bella“ haucht und alles was ich denken kann ist „Nicht auf’s Mikro rotzen!“. Und dann lief da irgendwas mit den Medikamenten schief…nach ein paar Stunden klang ich so verschnupft, dass wir irgendwann abbrechen mussten. Und im Nachhinein kann ich mich an 60 Takes, die ich an diesem Tag aufgenommen habe, einfach nicht mehr erinnern. Da saß ich dann später im Kino und dachte mir „Ach guck mal, dass hast du alles gesagt?!“


Welchen Roman würdest Du gern einlesen oder welche Figur sychronisieren?

Ui, ganz schwierige Frage!!
Viele meiner Lieblingsbücher gibt es bereits als Hörbücher, die kann ich also leider gar nicht mehr einlesen…aber vielleicht wird ja mal ein Jane Austen Roman neu aufgenommen, da melde ich mich freiwillig!
Im Synchron würde ich mir wünschen, Kristen Stewart als Schauspielerin zu behalten, da ich sie mittlerweile sehr gut kenne und mich dabei wohlfühle, sie zu sprechen. Da gibt es aber noch andere Schauspielerinnen, die ich gern mag und hoffentlich noch öfters sprechen darf!
Bei den Simpsons würde ich gern mal mitmachen, bei Star Trek (yup, bin ein bekennender Trekkie) und im „Kleinen Hobbit“ (auch wenn’s da quasi keine Frauen gibt). Ansonsten lass ich mich überraschen, was noch so alles kommt – solange ich arbeiten darf, bin ich glücklich!


Wirst Du dem „Sprechen“ treu bleiben?

Auf jeden Fall!!!! Ich liebe die Sprecherei in all ihren unterschiedlichen Formen und fühle mich dabei stets aufs Neue gefordert und gerade bei Hörbüchern kann man „etwas Eigenes“ kreieren, was ein tolles Gefühl ist. Für mich ist mein Beruf sehr erfüllend und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das so bald ändern wird…


Vielen Dank, liebe Annina, für dieses klasse Interview. Es ist wirklich spannend, einen Einblick in diesen erstaunlich kreativen Job zu bekommen. Und ich drücke Dir fest die Daumen, dass wir Deine Stimme nicht bloß noch oft zu hören bekommen, sondern auch Deine Wünsche Wirklichkeit werden. Wer Babys spricht, bekommt auch einen Zwerg hin!


Lieben Dank auch an Heinke, die beim Fragenaustüfteln mitgeholfen hat.

1 Kommentar:

  1. Wow, cooles Interview. Der Job hört sich richtig gut an. Das wäre zwar nichts für mich, habe nämlich zu wenig Geduld für so was.

    LG Akaja

    P.S Kannst ja auch mal bei mir vorbei gucken.

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