Sonntag, 5. Juni 2011

Entzug macht klug ... oder so


Eine Sache, die ich jedem schreibenden oder sich auf eine andere Art kreativ austobenden Menschen empfehlen würde, sind Auszeiten. Richtig bewusst gesetzt, auch wenn einem beim Gedanken daran schon ganz komisch wird. Jedenfalls ist das bei mir so, ich muss nur „Auszeit“ denken, dann bekomme ich bereits feuchte Hände und schraube an Ausreden à la „Aber Notizen auf Schmierpapier zählen ja wohl nicht, oder?“ (in meinem Fall zählen sie wirklich nicht, weil ich meine eigene Handschrift nicht lesen kann, diese Art Notizen also quasi nicht existieren). Qual egal, ab und an muss das einfach sein. Schreiben darf nicht zum 0815-Erlebnis werden, sondern muss etwas Besonderes sein, etwas, bei dem man aufgeregt ist. Diese kleinen Auszeiten, die also ein regelrechter Entzug sind, halten die Liebe frisch, wenn man es so sehen will.
In meinem Fall bedeutet das: das Laptop bleibt aus, der Küchentisch wird ausschließlich als Küchentisch benutzt, und die Tore ins Netz bleiben verriegelt und verrammelt. Kein rasches Email-Checken, no Sir! Die einzige Pforte ins Zauberland, die offen bleibt, ist das Oberstübchen, die ich allerdings meide. Stattdessen ist Rumtreiberei mit dem Kind angesagt – ein Fünfjähriger braucht nicht mehr als einen Stock in der Hand und eine Mutter, die ihm willig über jeden Schlammpfad folgt. Es wird gekocht – auch kreativ, aber halt anders. Und es wird gelesen – ausschließlich Fun-Krams (Empfehlung des Tages: Jana Olivers „The Demon Trapper`s Daughter“ – allein der Anfang mit einem frech herumpinkelnden Bibliotheksdämon ist es auf jeden Fall wert).
Und irgendwann im Lauf der Auszeit wird die Zauberland-Pforte von der anderen Seite aufgestoßen und die Ideen purzeln heraus. Das ist mein absoluter Lieblingsmoment, dann heißt es Erntezeit. Hier ein Auszug aus meiner aktuellen Ernte: Lösung für eine „Traumsplitter“-Szene, die mir Bauchschmerzen gemacht hat, ein neues Sphäre-Element für „Schattenschwingen III“ und die fantastische Welt für meine „Wächter“, die neue Jugendbuch-Reihe nach den Schwingen, hat sich aufs Schönste vor meinem geistigen Auge ausgebreitet. Vielen Dank dem, der diese Schätzchen durch die Pforte geschickt hat! Meist fällt dieses Gepurzel übrigens mit dem Zeitpunkt zusammen, wenn es in den Fingern zu kribbeln anfängt und man der festen Überzeugung ist, gleich platzen zu müssen, sollte man nicht sofort den Rechner anschmeißen dürfen.
Probiert es mit der Auszeit einfach einmal aus, aber haltet eure Notizblöcke, Zeichenutensilien oder was auch immer bereit. Denn: mit Früchten ist zu rechnen.


1 Kommentar:

  1. :)
    ich habe Ihren Blog heute entdeckt und er ist wirklich toll :)

    Im Moment lese ich den zweiten Teil von "Schattenschwingen" und ich liebe Mila und Sam einfach :)

    Ich schreibe auch sehr gerne, auch, wenn ich noch ziemlich jung bin und nicht jeden Tag Zeit zum Schreiben finde.
    Es macht einfach total Spaß.
    Und so, wie Sie das beschreiben, das mit der Auszeit, das ist genauso schön formuliert, wie in Ihren ganzen Büchern :)

    Liebe Grüße
    Sophia :)

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